TEXTS - LYRICS
ALLE TEXTE: © HEIDI INFFELD
VIE CAVE
Bitter und seltsam
Kommt es aus den Schluchten,
Die Toten hallen in den Wänden
Grün und dunkel
Moosig feucht
Die Sonne ausgesperrt
Ganz oben
Unten Rätsel aus Stein
Rinnen für Blut und Wasser
Fußstapfen von lang Gewesenem
__________________________________

ELMSFEUER
auf kalten gipfeln
eiswände
störrische baumfinger
aufrührer gegen felsmächte
steinschweigen
stürzt zu tal
donner
aus dem gletschergrund.
__________________________________
HAIKUS
Wetterleuchten - fern.
Himmlische Drohgebärde.
Aus Bleilidern
ein neuer Stern geboren.
__________________________________
Raubvogelschrei,
klarer Schnitt durch kalte Luft.
Bald wieder Sommer.
__________________________________
Die Wölfin trabt.
Aus hundert Düften kennt sie
den Geliebten
__________________________________
In den Kellern Wein.
Die Mäuse kommen ins Haus.
Ein eisgrauer Wind.
__________________________________
Verlassenes Haus,
saumseliges Vogelnest,
die Weide voll Mut.
__________________________________
Aus vollen Schüsseln,
aus übervollen Gläsern
hungert uns nach mehr
__________________________________
Sorgloses Wölkchen:
weiß nichts von Gewittern
vor Zeiten.
__________________________________
Windgekämmter Schnee
Vögel mit Frühlingsstimmen
das Rauschen des Jahres
__________________________________
Über dem Schneefeld
die Lockrufe der Vögel.
Das Sehnen des Frühlings
__________________________________
SO STILL
In meinem bett
so bleich
so still
fast tot
so tief
in deinen eisentraum
geschlagen
so tief
in deiner dunklen kammer
und bleich
und still
fast tot
ich lern das beten neu
herr, vater,
wer soll uns noch retten?
Ist kein vater
Ist kein rettergott
nur meine hand
in deinen traum
getaucht
ganz ruhig
ich wache
__________________________________

IM GEHEN
Ich sprach von der Zeit.
Und du hieltst mich nur.
Ich sprach vom Raum
und der Trennung
Und du hieltest mich fester.
Ich sprach davon,
daß wir weder Zeit,
noch Raum,
noch Recht für uns hätten.
Und du hieltst mich so fest,
daß es wehtat.
Deinen Blick
am Grund meiner Augen
sagtest du nur:
„ Oh mein Gott!“
Und da schwieg ich.
Und plötzlich
ließ ich mich fallen
in dich.
CAMINANDO
Yo hablaba de tiempo
y tu simplemente, me sostenías.
Yo hablaba de espacio
y separacion.
Y tu, con mas fuerza, me sostenías.
Yo hablaba que no tuvimos
para nosotros,
ni tiempo, ni espacio, ni derecho.
Y tu, hasta el dolor, me sostenías.
Tu mirada en la profundidad de mis ojos
dijiste:
„Oh, Dios mio!“
Y yo guardé silencio.
De subito, entonces
me dejé caér en ti.
__________________________________
ABGESACKT
Abgesackt -
in mein schwarzes Windloch,
in das ich unvermutet falle
aus den Zypressen
und Ölbäumen -
bleischwer
zum Mittelpunkt
der Erde.
Der Mittsommer
verbirgt im Lavendel
den bitteren Herbstkern.
Den flirrenden Nachmittag
sägen Zikaden
in winzige Scheiben.
Und während der Boden
noch siedet,
liegt mein Herz in der Brise
ungeschützt,
wenn am Horizont schon
die Vorboten stehen,
kühle Wächter
kommender Zeit.
__________________________________

WIEDERKEHR
Einmal wiederkehren
im früheren Fleisch,
auf sicheren Hüften,
mit glatten Gliedern.
Ohne Wehmut um
das Gelebte,
ohne Vorfahren
und Nachkommen,
auf hohen Haken über
Männerherzen setzend,
nur nach dem eigenen
Pulsschlag navigierend,
einmal wiederkehren...
__________________________________
JUNTOS
in diesen Tagen
sind wir ins Land
gekommen,
auf verschiedenen
Schiffen,
mit verschiedener
Fracht,
vertäut am Ufer
verschiedener Tage.
Und dieselbe Musik
tritt ein durch unsere
Ohren,
derselbe Duft
rührt an die Nerven,
und die Sonne brennt uns,
gleich,
wie die Sterne uns
in ihre kühle
Fremdheit ziehen.
__________________________________
GETRENNT
Die Liebe
auf Papier,
ein fahles Fegefeuer.
Getrennt.
Nur das gilt
und nichts anderes,
getrennt von Tisch und Bett,
und nicht aus eigenem Willen.
Getrennt.
Und alles andere
Lüge.
__________________________________
Nachtwind kommt auf
In Wellen Stimmen durch die warme Luft
Zwei Wolkenriesen schlürfen Stern um Stern
Der Mond ist in Bedrängnis
Taucht unter und ertrinkt
Die Weiden biegen sich ganz nah am Brechen
Der Himmel ist erblindet
Und sendet nur den Wind in unsere Ohren
Und Sehnsucht über unsere Haut
__________________________________

Der schwarze Schlangenpfeil
der Weg so ungerade
Aeolus ist der Gott, der uns segelt
Unter uns wachsen Vulkane.
Die Bougaunvilleen lehnen sich
schreiend vor Farbe
über die Mauern
wie Dirnen aus ihren Fenstern.
Das Haus ist ein Turm
Und hat blaue Fliesen zu Füßen
und den Blick ins Meer
im Rücken Kakteen, wilde Feigen, Agaven.
Das Haus ruht gelassen auf Lavagestein
und wartet auf neue Bewohner
die abends im Dunkel des Weins
und im Rätsel der Bucht versinken.
Wie lang noch geduldet
auf gurgelndem Boden
wann bäumt es sich auf unter uns
glühend und wütend
und unbarmherzig
und rüttelt uns donnernd
aus seinem Pelz?
__________________________________